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FG im Sportpanorama von SRF

Front Group nimmt im Sportpanorama von SRF Stellung zu den neuen FIFA Regularien betreffend Spielervermittler:

Ein Fall für die Gerichte – Trotz Opposition: Neues Reglement für Spielervermittler in Kraft

Die Fifa beschränkt mit neuen Richtlinien die Tätigkeit von Spielervermittlern – und auch ihre Löhne, sagen diese.

Gestern, 10:25 Uhr
Im Milliarden-Geschäft Fussball sind auch Transfers ein Milliarden-Geschäft. Laut Fifa wurden alleine diesen Sommer weltweit Ablösesummen in Höhe von insgesamt 7,36 Milliarden Dollar (rund 6,74 Mrd. Franken) gezahlt, knapp 27 Prozent mehr als im bisherigen Rekordjahr 2019. Alleine 696,6 Millionen Dollar seien an Spielervermittler gegangen, dies sei ebenfalls Rekord.

Den hohen Provisionen will die Fifa mit einem neuen Reglement, das am Sonntag in Kraft getreten ist, einen Riegel schieben. Die wichtigsten Pfeiler der Regelung:

Alle Agenten müssen sich registrieren und eine Prüfung bestehen.
Sie dürfen künftig nur noch eine der involvierten Parteien (Verkäufer, Spieler, Käufer) vertreten.
Ihre Provision wird gedeckelt und an den Lohn des Spielers gekoppelt: 5 Prozent bei einem Bruttolohn unter 200’000 Franken, 3 Prozent für Löhne darüber.
Die Vermittlungsgebühren sollen über eine zentrale Abrechnungsstelle laufen.

«Existenzbedrohend»

Bei den Vermittlern stösst die Regelung naturgemäss auf Kritik. Renato Cedrola, der zusammen mit Bruder Michele eine Agentur betreibt, bemängelt, dass nur bei den Agenten reguliert wird, nicht aber bei den Löhnen der Spieler, Trainer oder Manager. Seinen Worten zufolge haben die neuen Richtlinien eine Verdiensteinbusse von 70 Prozent zur Folge. «Es wird um die Existenz gehen», befürchtet der St. Galler.

Bislang konnten Berater sehr gut verdienen – sofern sie Top-Spieler vertreten und mit ihnen clevere Verträge ausgehandelt haben. Als berühmtes Beispiel wird immer wieder Mino Raiola angeführt. Der inzwischen verstorbene Italiener soll im Jahr 2016 alleine bei der Rückkehr des Franzosen Paul Pogba von Juventus zu Manchester United 50 Millionen Franken verdient haben. Im internationalen Schnitt wird die bislang bezahlte Provision auf rund 10 Prozent der Lohnsumme geschätzt.

Fifa: System ausser Kontrolle

Das Transfersystem sei ausser Kontrolle geraten, begründet die Fifa die neue Regelung. Immer jüngere Spieler würden immer häufiger und immer schneller transferiert, sagt der Fifa-Jurist Jan Kleiner. Auch die Kommissionen von Agenten seien zuletzt «überproportional schnell gewachsen».

Mit der 5-Prozent-Provision für Spieler mit tieferen Einkommen sei man den Agenten bereits entgegengekommen, weist Kleiner die Kritik der Berater zurück. Zudem greife die Deckelung nur bei Transferzahlungen. «Für alle anderen Tätigkeiten, sei es sportliche, steuerliche oder Ernährungsberatung oder die Arbeit in sozialen Medien, gibt es keine Begrenzung.»

«Fussballer in unteren Ligen werden leiden»

Für «Quatsch» hält Christoph Graf, Präsident der Vereinigung der Schweizer Spielervermittler (SFAA), diese Vorstellungen. «Unsere Kernkompetenz ist die Karriereplanung des Spielers.» Da gehe es um Vermittlung, Marktabklärung, Recherche und Vertragsverhandlungen. Bei der persönlichen Betreuung werde dagegen oft Gratisarbeit geleistet. «Wenn ich einen Klienten aufbaue, nachdem ihn der Trainer nicht aufgestellt hat, kann ich ihm keine Rechnung für psychologische Beratung schicken – das würde nicht akzeptiert.»

Graf befürchtet negative Auswirkungen der Neuregelung insbesondere auf Fussballerinnen sowie Fussballer in kleineren Ligen. Diese fänden keine Agenten mehr, weil sich das für die Berater nicht mehr lohne. «Und dann sitzen die Fussballer in Verhandlungen mit den Klubs am kürzeren Hebel.»
Juristisches Hin und Her

In verschiedenen Ländern gehen die Vereinigungen der Spielervermittler auf juristischem Weg gegen die Fifa-Regelung vor. In Deutschland setzte das Landgericht Dortmund im Mai das Regelwerk vorerst ausser Kraft. Dagegen lehnte es die Schweizer Wettbewerbskommission WEKO ab, vorsorgliche Massnahmen zu ergreifen.

Bis zu einer endgültigen juristischen Klärung dürfte noch etliche Zeit verstreichen. Vielleicht muss dereinst das höchste europäische Gericht entscheiden. Der EuGH hat den Fussball-Transfermarkt schon einmal komplett durcheinandergewirbelt: 1995 mit dem Bosman-Urteil zur Abschaffung von Ablösesummen bei auslaufenden Verträgen.