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NZZ – Oscar Scarione reift

Regisseur will St. Gallen zum Titel führen

Oscar Scarione reift – Montag, 29.10.2012

Oscar Scarione, der Regisseur des FC St. Gallen, freut sich, dass über ihn gesprochen wird. (Bild: Keystone / Leanza)

Die Antwort ist typisch für Oscar Scarione. Fragt man den Spielmacher des FC St. Gallen, was ihn zum Topskorer der Super League mache, dann zuckt er mit den Achseln. Vielleicht hätten die anderen Stürmer der Liga noch nicht den Tritt gefunden, mutmasst er.

Michele Coviello

«Ich bin überrascht, dass ich so viele Tore schiesse. Wieso ich so oft treffe, weiss ich aber nicht.» Wir helfen nach: Seine herausragende Technik, sein Gespür fürs Spiel machen ihn zum siebenfachen Torschützen und vierfachen Assistgeber. Auch am Sonntag hat der 27-jährige Argentinier das Zuspiel zum entscheidenden Tor durch Marco Mathys gegen Thun geliefert.

Dass Scarione seine Qualitäten nicht selber unterstreicht, zählt nicht nur zu den Gepflogenheiten des Geschäftes, sondern entspricht seinem Naturell. Schon 2010 sagte Murat Yakin, sein damaliger Trainer im FC Thun, dass Scarione ein umgänglicher Typ sei, der sich nicht zu wichtig nehme. Heute ist Jeff Saibene sein Vorgesetzter. Und der Coach kommt nicht aus dem Loben heraus. «Scarione könnte aufgrund seiner Leistungen eine Diva sein», sagt Saibene, «aber er ist es nicht. Er ist das komplette Gegenteil einer gewöhnlichen Nummer 10.»

Scarione laufe mehr als alle anderen im FC St. Gallen. Auch im Training sei er immer zuvorderst, verlängere die Einheiten mit Freistossübungen, verlange nach Laufprogrammen an freien Tagen. Die egoistische Ader der Ausnahmekönner ist Scarione fremd. Er sei ein dankbarer Teamplayer. «Deshalb halte ich immer zu ihm», sagt Saibene. Das tat der Coach auch in angespannten Zeiten. Als St. Gallen in der vergangenen Saison die Challenge League anführte, war das manchen nicht gut genug. Vom Team, vom Trainer und auch vom Regisseur Scarione wurde in der Ostschweiz mehr Spektakel erwartet.

Scariones Quote zeigt: Er reift. Andres Gerber, ehemaliger Teamkollege und später Sportchef in Thun, spricht von einem Spieler, der sich heute auf einem so guten Niveau befinde wie noch nie. «Schön, dass von mir gesprochen wird», sagt Scarione ganz unprätentiös. Die Bundesliga wäre schon attraktiv, aber in der Schweiz gehe es ihm gut. Und dann wird er für einmal auch in den Aussagen ganz konkret: «Jetzt versuchen wir die Super League zu gewinnen. Wieso nicht?»